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Freely Mobile

Das Anfang 2009 von den Geschäftsführern Florian Rinck und Klaus Felsch in Hamburg gegründete Mobilfunkunternehmen Freely Mobile hat sich einer Zielgruppe verschrieben, die von anderen Anbietern bis heute kaum beachtet wird. Dabei ist die Zielgruppe groß und lukrativ. Mit Seniorenhandys und Seniorentarifen wollte sich Freely Mobile einen neuen Markt erobern. Immerhin haben schon damals 15 Millionen Menschen über 50 Jahren ein Mobiltelefon genutzt und somit etwa jeder zweite der sogenannten Best Ager.

Freely Mobile wollte das erste wirkliche Mobilfunkangebot für Senioren entwickeln – bestehend aus Diensten im Bereich

    • Kommunikation
    • Sicherheit
    • Gesundheit und

„Junggebliebene Senioren wollen allerdings keine ziegelsteingroßen Mobiltelefone, welche mit riesigen Tasten eher an Apparate für Menschen mit Handicap erinnern.“, sagte Klaus Fischer Ende 2009 der Presse. Freely Mobile wollte deshalb Handys anbieten, die den „normalen“ Modellen in Design und Funktionalität in Nichts nachstehen. Deshalb hat man ausschließlich auf bekannte, renommierte Hersteller und Marken gesetzt.

Das Geheimnis sollte vielmehr die einfache Bedienung sein, die der Zielgruppe 50+ viel mehr Probleme mache, als zu kleine Tasten. Deswegen hat man an der Entwicklung eines intuitiven Interfaces mitgearbeitet. Eine Notrufortung sollte ebenso möglich sein wie ein Sprach SMS Service.

„Daher bieten wir ausschließlich moderne Handys namhafter Hersteller an. Diese haben eine auf die Zielgruppe zugeschnittene, einfache Bedienerführung und spezielle Dienste – wie eine unkomplizierte Notrufortung oder einen Sprach SMS Service – bereits integriert.“ so Geschäftsführer Felsch wörtlich.

Einfache Seniorentarife

Zusätzlich zu den seniorenfreundlichen Handys sollten einfache Tarife angeboten werden, die jeder versteht und keine versteckten Kosten enthalten. Insgesamt hat Freely Mobile drei verschiedene Tarife in Aussicht gestellt, während der ersten Presseinformationen aber noch keine genaueren Angaben gemacht. Sie sollten zum Portfolio abgestimmte Inklusivdienste enthalten. Eigentlich wollte man mit dem Mobilfunkangebot Mitte 2010 starten, so die Ankündigungen in den Pressemitteilungen.

Zuvor hat man die Zeit nach eigenen Angaben dafür genutzt, um die Zielgruppe ausführlich bezüglich ihrer Bedürfnisse und Wünsche den Mobilfunk betreffend zu befragen. „Wir haben verschiedene Umfragen zum Mobilfunkverhalten von Best Agern durchgeführt.“ sagt Rinck. „Demnächst werden wir sogar eine eigene Kampagne starten mit dem Ziel, noch mehr Menschen aus der Zielgruppe zum Abstimmen des Angebotes zu gewinnen.“

Was wurde aus Freely Mobile?

Obwohl Freely Mobile vollmundig bekanntgab, dass das „Team aus Mobilfunkspezialisten und erfahrenen Unternehmern besteht“ ist es plötzlich ganz ruhig geworden um den Anbieter mit klaren Visionen. Nach der abgeschlossenen Konzeption und dem Start der Prototypenentwicklung bereitete man den Markteintritt für den Sommer 2010 vor. Doch zu diesem ist es offenbar nie gekommen.

Nach ersten Presseberichten, die sich vereinzelt auf Fachportalen zum Thema Mobilfunk fanden, gab es kein Lebenszeichen mehr von Freely Mobile. Warum der erste Mobilfunkanbieter für Senioren den Betrieb nie aufnahm, wurde nicht bekanntgegeben und offensichtlich auch von niemanden wirklich hinterfragt. Möglicherweise haben die hauseigenen Umfragen ergeben, dass dann doch keine so große Nachfrage nach Spezialhandys und Sondertarifen für ältere Leute bestand.

Braucht der Markt keinen Seniorenanbieter?

Grundsätzlich war die Idee von Freely Mobile nicht verkehrt. Auch rund sieben Jahre später ist genau diese Zielgruppe wohl die einzige, die im Mobilfunkmarkt noch wächst. Für alle anderen Altersgruppen gehört das Smartphone längst zur Standardausstattung. Senioren aber haben andere Ansprüche und Bedürfnisse. Vor allem was das Gerät betrifft.

Ob es extra Seniorentarife bedarf ist fraglich, denn Prepaid-Anbieter haben in der Regel bereits jetzt gute Angebote für Wenignutzer. Zweifelsfrei wäre der Absatz mit dem passenden Handy aber sicherlich gegeben. Der Markt ist also da. Wieso ihn Freely Mobile nicht wie geplant erobert hat, ist auch angesichts der geringen Konkurrenz fraglich. Denn bis heute gibt es keinen expliziten Senioren-Anbieter.

Vielleicht mag es auch mit der mangenden Zukunftsprognose zusammenhängen. Denn Fakt ist: Für die Senioren von morgen wird sich die Frage eines Handys nicht mehr stellen. Sie besitzen bereits eins und wachsen damit ganz selbstverständlich ins Alter rein. Deshalb bedarf es keines speziellen Interfaces mehr. Doch bis auch jeder jenseits der 70 und 80 Jahre ganz selbstverständlich ein Smartphone nutzt, dürfte es noch ein paar Jahre dauern. Es gab im Mobilfunkmarkt schon Geschäftsideen mit weniger Halbwertszeit.

Bildquelle:

aastock – 103743914 / Shutterstock.com

 

 


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